Geht es euch auch manchmal so, dass ihr einfach nicht einschlafen könnt? Ihr liegt da und bekommt kein Auge zu. Manchmal liegt es am Mondlicht, das zum Fenster hinein scheint. Manchmal an weit entfernten Geräuschen fahrender Autos. Und manchmal werden wir einfach nur durch unsere Gedanken wachgehalten. So ging es auch einer Freundin von mir. Doch ihre Gedanken waren es nicht allein, die sie in dieser Nacht nicht schlafen lassen haben…
Thekla und ihre Macht
Es war eine Nacht wie jede andere. Sollte man meinen. Doch Simone lag nur da und konnte einfach nicht einschlafen. Sie schaute auf die Uhr. Es war weit nach Mitternacht und das Licht der Straßenlaterne schien zum Fenster hinein. Leise stand sie auf. Denn sie wollte Hendrik ja nicht wecken. Hendrik war ihr Mann. Er hatte einen festen Schlaf. Manchmal sogar zu fest. Und manchmal auch etwas Laut.
Sie schlich um das breite Bett herum und versuchte leise die Rollläden weiter herunterzulassen. Geschafft! Als sich Simone wieder zu ihrer Bettseite bewegen wollte, gab es plötzlich ein seltsames Geräusch unter ihrem Fuß. Es war, wie ein knacken. Aber doch anders. Vielleicht war es auch ein Knirschen? Sie erstarrte vor Schreck. Konnte es wirklich das sein, was sie dachte? Sie hoffte nicht! Dann nahm sie ihren Mut zusammen und huschte leise aber bestimmt aus dem Schlafzimmer nebenan ins Bad. Aus dem Türrahmen heraus wagte sie einen Blick zu der Stelle, an der sie eben noch stand. Sie konnte nicht viel erkennen. Denn ihre Brille lag ja auf dem Nachttischschränkchen neben dem Bett. Doch dann entdeckte sie etwas. Es war groß und schwarz. Und es sah ziemlich leblos aus. Etwas, das aussah wie sechs kleine Beine, ragte hoch in die Luft. In dem Moment lief es Simone eiskalt den Rücken herunter. War sie wirklich gerade auf eine Spinne getreten? Diese riesengroße schwarze Spinne? Simone hatte schon immer Angst vor Spinnen gehabt und bisher hat sich meistens Hendrik oder der Staubsauger darum gekümmert. Aber sie wollte ihn nicht wecken. Er schlief doch so friedlich. Also setzte sich Simone auf den Rand der Badewanne und wartete. Sie wartete und wartete. Sie beobachte das leblose Tierchen. Nur um ganz sicher zu gehen, dass es nicht gleich wieder aufsteht und loskrabbelt. Jetzt musste sie ja schließlich Hendrik vor diesem Ungeheuer beschützen!
Eine halbe Stunde war bereits vergangen. Immer noch keine Reaktion von dem schwarzen Punkt auf dem Schlafzimmerboden. Langsam wurde Simone müde. Sie entschied noch fünf Minuten zu warten und dann ins Wohnzimmer zu gehen, um auf dem Sofa wenigstens noch ein paar Stündchen die Augen zu schließen. Das tat sie dann auch.
Als Simone am nächsten Morgen aufwachte, kam Hendrik gerade ins Wohnzimmer. Voller Sorge fragte er, ob alles in Ordnung sei und wieso sie denn die Nacht auf dem Sofa verbracht hatte. Sie antwortete: „Ich wollte das Rollo runterlassen und bin dabei auf eine riesengroße Spinne getreten. Da konnte ich nicht mehr im Bett schlafen. Und ich wollte dich doch nicht wecken!“ Hendrik rollte mit den Augen und ging ins Schlafzimmer um sich das Übel anzusehen.
Ein paar Minuten später kam er mit ausgestreckter aber geschlossener Hand zurück. „Schau, was für ein süßes kleines Ding dich wachgehalten hat.“ Simone wurde angst und bange. Sie wollte losschreien. Sie wollte abhauen. Dann öffnete er seine Hand. Und sie sah es. Eine kleine schwarze kaputte Haarklammer.
Was wir nicht alles tun, wenn die Spinne „Thekla“ hinter uns her ist.
Die Geschichte hat mir vor Kurzem meine Freundin erzählt. Ich fand sie so gut, dass ich sie unbedingt mit euch teilen wollte. Ich muss auch ehrlich zugeben. Ich hätte wohl genauso wie sie reagiert. Denn ich habe ebenfalls große Angst vor Spinnen und mich kann man mit den kleinen Krabbeltierchen jagen.
Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser Geschichte ein klein wenig zum Schmunzeln bringen und wünsche euch allen einen schönen Sonntag!